Scoringsysteme diskriminieren weiter
2001 erhielt die Informa Unternehmensberatung GmbH den BigBrotherAward in der Kategorie Business und Finanzen für die Intensivierung und Automatisierung des sogenannten Scorings von Verbraucher.innen.
Informa ist vielleicht weniger bekannt als die Schufa, funktioniert aber ähnlich und kooperiert teilweise mit ihr. Beide Firmen tragen so viele Daten wie irgend möglich über jede einzelne Person zusammen und berechnen daraus einen Score, den beispielsweise Versandhäuser, Banken oder Mobilfunkanbieter abfragen können. Das Besorgniserregende: Selbst ohne jegliche Informationen über Ihre individuellen Verhältnisse berechnet Informa einen Score für Sie. Wie das? Es schaut sich unter anderem Ihre Adresse und Ihre Nachbarn an, schätzt das Gebäude ein, in dem Sie leben, und bewertet Ihr Alter. Auch wenn Sie noch nichts über Informa gehört haben, können wir Ihnen deshalb leider nicht versichern, dass dies auf Gegenseitigkeit beruht. (Mehr Informationen in der Laudatio)
Kritik am Scoringverfahren:
An Scoringverfahren gibt es gewichtige Kritikpunkte. Unter anderem:
- Firmen behaupten, dass es sich um einen rein mathematischen Wert handelt, der eine Vorhersage von Wahrscheinlichkeiten möglich macht, aber keine Person bewerten würde. In der Praxis tut er aber genau das!
- Die Verbraucher wissen in der Regel nichts von diesem Treiben. Ein versteckter Hinweis im Kleingedruckten der AGB, dass Daten mit der Informa Unternehmensberatung GmbH ausgetauscht werden, reicht dafür nicht aus.
- Wie sollen Verbraucherinnen gegen einen Score protestieren bzw. ihn richtigstellen, wenn sie gar nicht wissen, welche Daten in dieser Zahl zusammengefasst werden?
- Wir verwenden für Scoring lieber den treffenderen Begriff „vollautomatisierte Vorverurteilungssysteme“.
Erfolg:
Im Jahr 2001 war Scoring ein Fachwort, das in der Bevölkerung überhaupt nicht bekannt war. Durch den BigBrotherAward bekam Scoring endlich die Aufmerksamkeit, die diese Vorverurteilungssysteme verdienen. Heute wird Scoring vielfach nicht „nur“ von Datenschutzorganisationen kritisiert. Immer mehr Organisationen und Privatpersonen wollen nicht, dass sie in all ihrer Komplexität auf eine (häufig diskriminierende) Zahl reduziert werden.